Wie man die Welt bei den Hörnern packt


"Heute bin ich bul, wie ein Stier, die Welt bei den Hörnern packen, bevor man dem Gegner das Bärenfell über die Ohren zieht". Der erste Spekulant war nicht Andrè Kostolany, sondern Joseph von Ägypten, so steht es jedenfalls in der Bibel. Im alten Athen spekulierte man mit Münzen. Isaac Newton, Voltaire und Balzac, waren auch Spekulanten.

Wollen Sie an der Börse spekulieren? Dann brauchen Sie viel Phantasie und Antezipationsvermögen. „Wenn Sie viel Geld haben, dann können Sie spekulieren; wenn Sie wenig haben, dürfen Sie nicht spekulieren, wenn Sie keines haben, müssen Sie spekulieren“. Wer kennt ihn nicht, den „legendären“ Leitsatz des Börsenaltmeisters, Kostolany. In seinem Leben setzte sich der vielgeachtete, anerkannte Börsenprofi ausführlich mit den entscheidenen Schlüsselfragen des Geldanlegens auseinander.

Sein Erbe an alle Geldanleger, die „Grundbegriffe des Börsenwesens“, er erweiterte vielen den Sichtblick, um hinter die Geheimnisse der internationalen Finanzgeschäfte zu kommen.15 kuriose Börsencrachs durchlebte er und verlor mehr als einmal sein gesamtes Vermögen, doch das alleine veranlasste ihn nicht aufzugeben. Seine unersetzlichen Ratschläge sind heute noch populär und aktuell. Individuelle Erfahrungen, über 70 Jahre lang, sammelte Kostolany, mit Spekulationen an den Börsen dieser Welt, zu Gunsten und zu Lasten seiner Brieftasche. Je nachdem von wo der Börsenwind wehte, er spekulierte mit allem.
Die Börse hat eine spezielle Logik, die mit jener, des Normalverbrauchers, nichts zutun hat. In dieser Logik gibt es nur Angebot und Nachfrage. Die Kursentwicklung hängt also davon ab, in welchem Verhältnis die Verkaufs- und Kaufaufträge bei limitierten Preisen zu jenen ohne Preislimit stehen.
Es gibt zwei Arten von Wertpapierbesitzern, Spekulanten und Börsenspieler. Kostolany bezeichnete sie als die Hartgesottenen und die Zittrigen. Die Ersten haben Geld, Geduld und Gedanken. Die Zweiten die haben gar nichts davon.
Kapitalisten neigen dazu, langfristige Anleihen zu kaufen, wenn sie für kurzfristige Festgelder nur einen niedrigen Zins erhalten. Das gilt um so mehr, wenn eine bessere Geldstabilität für die Zukunft ein geringeres Risiko bedeutet. Wenn man sich ein exaktes Urteil über die Börsen machen will, ist es unerlässlich, das Problem Inflation ständig vor Augen zu haben. Die Geld-, Zins- und Kreditpolitik, einer Regierung kann man sehr genau verfolgen, sie machen kein Geheimnis daraus. Die Börse spürt als erste die neuen Wendungen und die Kurse reagieren automatisch.
„ Zwei mal zwei ist fünf minus eins“. Nichts ist einfach, weder in der Spekulation, noch im Leben. Zum Schluss trifft alles so ein, wie es sein soll. Zwei mal zwei ist vier, doch nur im Endresultat. Zu diesem Endresultat kommt man nur über Umwege. Heißt die Diagnose, vorübergehende Störung, heißt es fest bleiben und Ohren steifhalten. Stehen wichtige Entscheidungen, über Krieg und Frieden, an, heißt es beweglich sein. Wenn man von einer Idee überzeugt ist, darf man sie nie mehr loslassen. Machen Sie es Kostolany nach, sein Sie hart aber elastisch, vor einem sollten Sie sich hüten, um jeden Preis, das verlorenen Geld zurückgewinnen zu wollen.
Die Börse ist oft ein gefährliches Spielfeld mit Spielregeln, die man besser einhalten sollte. Was besonders gefährlich ist, die falsche Auslegung richtiger Nachrichten. „Verlassen Sie sich weder auf die Ratschläge eines Wunderrabbiners, noch denen eines angesehenen Bankiers, folgen Sie Ihren eigenen Methoden. Der Analytiker denkt, die Börse lenkt“. Oft wurde Kostolany gefragt, woher er seine Ideen nimmt, seine Antwort, laut Picasso, „ich finde sie“, bei allen Menschen, ausser bei Bankiers, Brokern und Analytikern, denn die sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Danach ist es ratsamer, Informationen besser bei Taxifahrern, aus den Nachrichten, von Rundfunk und Zeitungen, zu sammeln, nach Kostolany, sollte man die Kurse nie lesen, denn die sind schon von gestern.

Chartlesen ist eine Wissenschaft für sich. Gewinnen können Sie, verlieren müssen Sie. Ein Börsianer darf abergläubisch sein, denn dies ist genau das Gegenteil von der Wissenschaft der Mathematik. Neben Chartanalysen gibt es auch Computeranalysen, zuviel Wissen ist oft schädlich. Der Computer ist keineswegs Konkurrent eines Spekulanten, sondern nur ein nützliches Instrument. Verlassen Sie sich nicht auf den Computer, besonders wenn er falsch gefüttert wurde.

Die Geschichte der Börse, ist eine Folge von Booms und Börsenkatastrophen, die Hausse steigt sanft, sie erklimmt Absatz um Absatz ohne das man es merkt. Dagegen kommt der Bösenkrach plötzlich und mit der Unberechenbarkeit eines Vulkans. Die amerikanische Wirtschaftskrise von 1929 veränderte das Gesicht der westlichen Welt und ihrer sozialen Strukturen. Vor diesem schwarzen Donnerstag war es eine rosige Welt voller Spekulationen. In dieser Zeit startete Kostolany seine Karriere. 22.Oktober 1929, die größte Finanzkatastrophe der Geschichte. Für erfahrene Börsianer war es keine Überraschung. Erst 1932 mit der Wahl Roosevelts kam die Rettung. In Europa war der Krach längst nicht so heftig, die Börsen waren konservativer.
Das Erfolg auch bedrückend sein konnte, stellte Kostolany fest, als ein Freund starb und er an dessen Tod noch verdiente. Er begann an seiner Philosophie zu zweifeln. „Man sollte wissen, wann man in schwierigen Lagen all seine Werte abstoßen muss, damit man danach auch das Leben genießen kann“, so nach dieser Erfahrung.
Und siehe da, mit der Leidenschaft seiner ersten Liebe vergaß sogar Kostolany, vorrübergehend seine Börsengeschäfte. Zeit seines Lebens meinte er, „Die Börse ist ein Kampffeld für Männer, sie profitieren von der Börse und die Frauen profitieren von diesem Profit. Die klugen Frauen sollten wissen mit welchen Aktien ihre Männer spekulieren“.
Jede Währung hat ihre Tugenden, Eigenschaften und Ressourcen. Bei Inflationsgefahr investieren die Menschen in Antikes. So war er immer der Meinung, dass man das Bargeld auf keinen Fall im Sparstrumpf schlafen lassen soll. Auf welcher Art Sie Ihr Geld anlegen bleibt immer eine individuelle Angelegenheit, keine zwei Situationen sind völlig gleich. Die Kunst allerdings ist, ein Vermögen zu vergrößern und nicht zu verkleinern.
Wenn Sie Geld in Trusts anlegen wollen, müssen Sie folgende Unterschiede kennen: es gibt horizontale und vertikale Trusts und es gibt auch Investment-Trusts. Dazu kommen zwei Arten von Investment–Trust, geschlossene und offene Invest-mentgesellschaften. „Die Fondsmanager reden meistens nach dem Munde ihrer Kunden, der Erfolg ist fraglich“.
Off-Shore-Fonds unterliegen keiner Kontrolle durch die Gesetzgebung und Überwachungsorgane. Illusionistisch aufgebaute Reportagen, über das glanzvolle Leben der Fondsgründer, täuschte tausende von kleinen Sparern. „Börse und Aktien ja, Off-Shore-Fonds, nein“. Jahrelang diente Deutschland als Mülleimer für die schlechtesten internationalen Anlagen, auch offiziell wurden diese ausländischen Werte, in Deutschland lanciert.
Politiker, Staatsmänner und Wirtschaftsbosse, die für wichtige Entscheidungen verantwortlich sind, können die Machenschaften der internationalen Spekulanten nur teilweise erfassen. „Europäische und amerikanische Großbanken haben aus Gewinnsucht und Dummheit die freie Welt in ein Spielkasino verwandelt. Sie gaben Devisenhändlern die Vollmacht mit Milliarden herumzuspielen“. Wie steht der Dollar? Wohin geht er? Die wichtigste Frage bei allen Spekulanten. Wer heute Dollar kaufen oder verkaufen will muss alle politischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren berücksichten.
Mystische Signale bekam er aus Budapest, von Barbara Silbiger, einer berühmten Wahrsagerin. Seit seinem Besuch bei ihr, verfügte Kostolany über ein neues Arbeitssystem und einen direkten Draht zur Mystik. Und so glaubte er fest daran, dass alle Börsen nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren funktionieren, irgend jemand drückt irgendwo auf einen Knopf und am anderen Ende der Welt kann man die Wirkung davon spüren.
Bis ins hohe Alter nahm Andrè Kostolany regen Anteil am Börsengeschehen. Seine ersten Börsenerfahrungen machte er schon Anfang der 20er Jahre, dort wo seine Karriere begann. Seitdem hat ihn die Börse nie mehr losgelassen. Er war im Fern-sehen und Radio präsent, hielt Vorträge, schrieb viele Bücher und vielgelesene Kolumnen. Fast ein Jahrhundert umfasst sein Erfahrungsschatz. Der gebürtige Ungar starb im Alter von 93 Jahren in Paris. Sein immer noch aktueller Tipp an alle Börsianer, der wohl nie seine Glaubwürdigkeit verlieren wird: „Die Kunst des erfolgreichen Börsenakteurs besteht darin, den jeweiligen Moment rechtzeitig zu erkennen, zu entscheiden und dann kühn zu handeln“.
„Sein“ Reich, die Börse, in dem - wie er hoffte - die Sonne nie untergeht“, sie hat sich in unserem Kulturkreis entwickelt, ob groß oder klein, sie arbeitet nach ähnlichem Prinzip. Die Definition eines erfolgreichen Börsianers: „Er ist wie ein guter Pokerspieler. Die Suche nach Glück und Wohlstand und Reichtum, das Gelingen und das Scheitern und wiederum der Versuch des Gelingens – das ist die Atmosphäre und der Reiz der Börse“.

F.V.

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